zeit zu lieben zeit zu sterben
// von Fritz Kater // Inszenierung: KOLLEKTIV BARTKOWIAK/VIETZKE
TERMINESPIELORT

1 Eine DDR-Jugend im Zeitraffer: der erste Kuss, die ersten Brüste, der erste Sex, die erste Band, die ersten Träume, das erste Blut, das zwanzigste Bier, Grenzerfahrungen, Grenzüberschreitungen, großes Leben, kleines Scheitern und irgendwo ankommen – oder nicht. Mit Köpper und Arschbombe ins Leben gesprungen, unbeschwert, hoffnungsvoll und doch ernüchternd.
2 Eine Kamerafahrt durch den Film des Erwachsenwerdens: Peters Vater ist im Westen, Auftritt Onkel Breuer, Mutter schaut ihm in die Augen. Peter liebt Adriana aber er schweigt, Peters Freund will über die Grenze, Peter kämpft mit seinen eigenen. Die Liebe und der Horizont werden weit, die Perspektiven eng.
3 Ein Mann und eine Frau nach der Wende in Großaufnahme: Fremd ist die Welt, fremd sind Frau und Kind geworden und man sich selbst. Eine fremde Frau und der Wunsch nach einer Nähe, die unter die Haut geht. Die Sehnsucht nach Liebe wird zur Suche nach einer verlorenen Heimat.
In drei rasant geschnittenen Teilen wirft zeit zu lieben zeit zu sterben einen melancholisch-frohen Blick auf frühe Träume, die im nüchternen Phantomschmerz der Gegenwart enden.

// Inszenierung: KOLLEKTIV BARTKOWIAK/VIETZKE
// Eine Produktion von die bühne dresden
// Bühne & Ausstattung: Carolin Mariette Schogs
// Medientechnik: Christina Becker
// Ensemble: Markus Arnhold, Theres du Vinage, Martin Guss,
    Claudia Keil, Marie Wolff
// Premiere: 25. Juli 2009

Pressestimmen:
"Was als melancholisch-froher Blick auf frühe Träume angekündigt wurde, endete in Ernüchterung bis hin zur Resignation. Ernüchternd war nicht die Leistung der fünf jungen Schauspieler Markus Arnhold, Marie Wolff, Theres du Vinage, Martin Guss und Claudia Keil von "die bühne - das Theater der TU Dresden". Sie spielten leidenschaftlich und mit vollem Einsatz, dass es einem Lust bereitete, Ihnen zuzusehen. Was der lang anhaltende Applaus mit Jubelrufen nach der Premiere von "zeit zu lieben zeit zu sterben" im projekttheater bezeugte. Ein resignatives Gefühl hinterließ vielmehr die Geschichte, wenn von einem stringenten Erzählstrang überhaupt gesprochen werden kann. Fritz Kater (...) reiht in seinem Stück drei Szenen aneinander. Was sie verbindet, ist das Land, in dem sie spielen, die DDR bzw. Ostdeutschland. Im ersten Akt zieht das Regie-Kollektiv Brit Bartkowiak und Jonas Vietzke das Publikum in eine Clique hinein. Wie einst auf dem Schulhof berichten die fünf vom ersten Kuss und dem ersten Sex. Sie erzählen von ihren Wünschen und Träumen, davon, einmal Schauspiel in Paris und London zu studieren oder die eigene Rockband zu gründen. Wenn der eine spricht, untermalen die anderen mit pantomimischem Spiel das Gesagte, was mit dem Mittel der Übertreibung mitunter in Richtung Slapstick geht, einen zum Lachen bewegt, das gleichzeitig im Hals stecken bleibt. Flott und rasant wie abrupt wechseln die Dialoge und Monologe. Liegt man in einem Moment noch mit dem einem am Strand und schaut "auf den nackten Arsch seiner Freundin", handelt der nächste von Hans, der auf seinem Fluchtversuch an der ungarische Grenze geschnappt wird, für zwei Jahre in den Bau wandert (...). Ist zu Beginn des ersten Teils noch Lebensfreude und Aufbruchstimmung zu spüren, wirft einen der zweite auf den desillusionierenden Boden der Realität. Da ist wieder ein junges Liebespaar: Peter (Martin Guss) und Adriana (Theres du Vinage). Man wird Zeuge, wie sie sich in der Tanzstunde kennenlernen, wie sie die Initiative ergreift und dem etwas schüchternen Peter an die Hand nehmen muss. Die Lacher zeigen, dass viele der jungen Zuschauer in den Charakteren sich selbst oder Bekannte wiederentdecken. Jedoch wird die Erzählung vom Liebesglück konterkariert durch die Liaison von Peters Mutter (wieder Theres du Vinage) mit Onkel Breuer (Marie Wolff). Ihr überspitztes Spiel - beispielsweise Mutter Eva, die in Gegenwart ihres begehrte Manfred Breuer mit lasziven Bewegungen das Haus putzt - nimmt groteske Züge an, etwas wenn im Abschiedsdialog eine Musik erklingt, die an "As Time Goes By" aus dem Film Casablanca erinnert. (...) Wessen romantisches Liebesideal bis dahin noch keinen Knacks abbekam, dem wurde es spätestens nach der kurzen Umbaupause für den letzten Teil zerstört, in der Felix Lein und Georg Schumann mit Gitarre und Akkordeon das Warten wieder versüßten. Er - Namen gibt es in der Postwendezeit nicht - arbeitet und wohnt weit entfernt von Frau und der zwei Jahre alten Tochter. In der Einsamkeit und Sehnsucht nach Nähe verliebt er sich in eine andere und verlässt seine Familie. Doch sie ist beziehungsunfähig, er bleibt allein zurück. Das ganze Spiel in der sozialen Anonymität wird durch das Bühnenbild drastisch unterstrichen. Alles ist in Nebel gehüllt, von hinten scheinen nur zwei Scheinwerfer, so dass die Dargestellten nur Schatten bleiben."
DNN, 1.10.2009 (Silvio Kuhnert)




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